Bay, you’re going in the wrong direction!

transformers

Das Konzept von Transformers ist eigentlich wunderbar einfach: Autos, die sich in Roboter verwandeln können. Und das in möglichst cool, stylish und – wenn Michael Bay dahinter steckt – bombastisch. Viel mehr braucht man eigentlich nicht, um das Herz eines auf Action stehenden Cineasten schneller schlagen zu lassen. Zumindest bei mir geriet der Puls in unermässliche Höhe, als ich die Autobots in den Straßen von New York gegen die Decepticons im ersten Teil von Transformers gegeneinander kämpfen sah. In High-Definition bekam ich fast einen Herzkollaps.¹ Michael Bay, der von vielen gerade wegen seiner explosionslastigen Filme verhöhnt wird, hat aus meiner Sicht mit Transformers einen bombastischen Auftakt abgeliefert, der zu den wirklich überzeugendsten Sommerblockbustern gehört, die ich in den letzten Jahren gesehen habe. Denn er will ja kein Lynch sein und die Leute verwirren, auch kein Aronofsky, damit das Publikum sich über alles mögliche schlecht fühlt. Im Grunde beruht sein Konzept auf Unterhaltung. Und das ist es worauf es eigentlich im Kino ankommt. Um nicht jeden Leser abzuschrecken: Natürlich gehören auch Dramen und allerlei Arthouse dazu, diese gruppieren oder ordnen sich halt unter den Oberbegriff unter und wirken auf ihre genrespezifische Art. Jedenfalls hat Transformers gerade das erreicht, was viele andere Filme mit dem gleichen Ziel nicht erreicht haben: Jede Menge Spaß. Vage kann ich mich noch an eine Spielzeugfigur aus meiner Kindheit erinnern: Optimus Prime. Mein Held im Universum der Transformers. Bay hat ihm verholfen wieder aufzuerstehen. Und das nun ein weiteres Mal.

Dass Sequels den Ruf haben schlechter als das Original zu sein ist ja schon bekannt. Ausnahmen gibt es immer und werden desöfteren bestätigt, aber viel zu oft konterkariert, indem das Konzept des maximalen Ausreizens aller möglichen Aspekte des Originals vieles an der Substanz zerstört und sogleich den Ruf aufs Neue unterstreicht. Revenge of the Fallen ist – ich muss es leider, leider zugeben – schlechter als sein Original und verdankt es alleine dem Wahnsinn des Michael Bay. Eigentlich wollte ich lediglich den ersten Teil in anders. Bekommen habe ich genau das und: überproportionalen Populationszuwachs der Autobots sowie Decepticons; übereifrigen, überstrapazierten Humorgehalt, dessen Grenze an Unlustigkeit vielfach überschritten wird und eine Story, bei der geradezu die Pflicht besteht über das Maß der Lächerlichkeit den Kopf zu schütteln. Es ist wirklich schade mit anzusehen, wie Revenge of the Fallen einfach nicht funktioniert. Zugegeben, für viele funktioniert der Film wunderbar. Diese Gruppe von Leuten stützen sich auf die (overrated) Megan Fox. Ich bekam viel von anderen zu hören, viel über Megan Fox. Und der endlosen Action. Ja klar, wenn man sich darauf beschränkt wird man sicherlich noch mehr Spaß haben als im Original. Die achso sexy Fox wird bis auf weiteres weiter auf ihren Körper degradiert und bekommt zur Zurschaustellung dieser ein bisschen Leinwandzeit. Wenn nicht jeder kleine (oder größere) Typ nach dem Kinobesuch mit vollgespritzter Boxershorts den Saal verlässt, hat derjenige wohl was falsch gemacht. Genau diese Kerle konnten auch nicht verstehen, wie ich Revenge of the Fallen einfach nicht angemessen wertschätzen konnte, so viele Hotties, chicks und die natürlich über alles stehende Megan Fox doch zu sehen waren. Aber lassen wir das mal.

Zurück zum Stichwort „Unterhaltung“. Transformers hat sich ausgezeichnet durch seine fabelhaft inszenierte Action, das Zusammenspiel der Decepticons, ihre Transformationen im Getümmel des Spektakels – einfach umwerfend! In Revenge wird das um einiges aufgedreht, aber etliche Stufen schlechter inszeniert. Ich weiß nicht was sich Bay gedacht hat in manchen Szenen. Eine handvoll Actionsequenzen waren akzeptabel und brachten das Feeling des ersten Teils hervor. Der Rest war einfach zu übertrieben, auch, wenn ich nicht gedacht hätte, dass das bei mir so einen Ausschlag geben würde. Immerhin ist der Score sich treu geblieben und besonders die Soundeffekte können wie zuvor besonders überzeugen. Etwas mehr Einfallsreichtum seitens Steve Jablonsky wäre wünschenswert gewesen, genügt aber im Hinblick auf die mittelmäßige Qualität, die der ganze Film mitbringt.

Das größte Manko, das mich am meisten getroffen hat, werden wohl die zusätzlich addierten Autobots sein, deren Charaktere sich am ehesten mit der Piss-Szene im Original und dessen Tiefpunkt an Niveau vergleichen lässt. Arriiba, am i right?! Amigos, wo man hinsieht. Und überhaupt, wer hatte die Idee die Autobots noch menschlicher zu machen? Schlechter Zug und nicht ansatzweise in die richtige Richtung gedacht. Es sind außerirdische Wesen, sie sollen gerade keine (so klaren) menschlichen Züge besitzen! Und ganz besonders nicht die verschiedenen Kulturen der Menschen widerspiegeln. Gerade deswegen wird auch viel zu oft vergessen, wofür die Autobots stehen, wofür sie kämpfen, wofür sie verdammt nochmal in Transformers gekommen sind. Aber vielleicht seh auch ich das nur so.

Etwas kann ich dem Film natürlich immernoch abgewinnen. Die Crew ist geblieben, inklusive der alten Decepticons, die heben den Film etwas. Der dazugekommene Teil eher nicht. Aus diesen Gründen wird es auch keine vernichtende Wertung geben, aber auch keine gute, dafür ist das Konzept, das mir so gefällt, ja noch geblieben. Nur leider hat sich Michael Bay etwas zu übernommen und wollte 200% zeigen, wo letztendlich nur 40% dabei herauskamen.
Ich habe schon im Vornherein meine Erwartungen heruntergeschraubt und wusste, dass es so kommen würde. Aber DAS? Nein, da hab ich schon etwas mehr erwartet von dem Mann, der mir mit dem Original so viel Spaß bereitet hat. Abschließend muss ich bestürzt festellen, dass Transformers Revenge of The Fallen leider die Enttäuschung des Jahres darstellt.

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¹Ist (etwas) übertrieben.