Meine mündliche Prüfung

Es lief nicht so wie ich es wollte. Teilweise lag es an mir, teilweise an den Prüfern.

Alles fing gut an, es war der 25.04. und ich konnte mich über knapp fünf Stunden Schlaf nicht beschweren. Der Morgen ging schnell vorüber. Ich musste schnell meinen Anzug anziehen, sogar die Krawatte habe ich hinbekommen und ab zum OLG. Dort habe ich die anderen Prüflinge kennengelernt: Alle so wie man sich das vor der Prüfung vorstellt. Eine weite Spanne von Vornoten und die üblichen Sprüche über die letzte Prüfung und das endlich der Tag vorbei sein soll. Eine Polizistin hat nachgeschaut, ob jeder da ist. Neun Uhr, ich musste eine knappe Stunde warten bis ich den Vorsitzenden der Prüfungskommission (die hier unbenannt bleiben soll) zum Vorgespräch die Hand geben konnte. Er schien nett, aber aus den Protokollen war schon klar, dass er lediglich nur die Standardfragen abspult (wie man geschlafen hätte, was man nach dem Examen machen wolle etc.) und im Endeffekt doch sehr vornotenorientiert handelt, was sich nicht ganz zeigte am Ende des Tages, jedoch einen Teil des Ergebnisses wohl mitbestimmt hat.

Dann ging es auch recht schnell danach in den Vorbereitungsraum, wo der Kurzvortrag vorbereitet wurde. Ich war der letzte in meiner Gruppe und wurde um 11:15 Uhr erst gebeten meinen Vortrag zu halten. Meine Lösung empfand ich als angemessen. Im Nachhinein musste ich aber feststellen, dass ich einiges vergessen habe und nicht gesehen habe. Mein Fehler. Mein Vortragsstil war aber auch nicht der beste. Ich habe es unterschätzt wie es ist, wenn drei Prüfer vor einem sitzen und einer von denen mich die ganze Zeit nur emotionsleer anschaut.

Nun denn, kleine Pause und dann das erste Prüfungsgespräch: Zivilrecht. Der Prüfer war dran, der so ein emotionsloses Gesicht hat. Der Sachverhalt wurde vorgestellt und ich sollte anfangen mit der Prüfung. Hab alles erklärt und so wie ich den Sachverhalt verstanden habe wäre die Prüfung auch schnell vorbei, was nicht sein konnte, jedoch wusste ich nicht was er von mir wollte. Er hörte sich drei Minuten mit seinem typischen Blick an was ich sage und endete mit ,,Dann wäre die Prüfung ja schnell vorbei, wie?“ und ist zum nächsten Kandidaten gegangen, aber nicht ohne nochmal eine essentielle Information zu geben, die ich leider überhört habe bei der Sachverhaltsangabe. Dankeschön dafür. Der nächste hat diese Information natürlich aufgegriffen und problematisiert, genau so der nächste, wobei dort auch erneut auf etwas hingewiesen wurde. Mein Einstieg war holperig und schwierig, ich hatte Probleme. Aber ist es nicht die Aufgabe der Prüfer einem Hilfestellungen zu geben? Eigentlich ist das die Regel.

Ich kam noch ein paar Mal dran, konnte jedoch widerum nicht die genauen Antworten geben, die er hören wollte. Man hat sich schon ein Bild von mir gemacht, das geblieben ist in den Köpfen der Prüfer. Ich habe mich aber da schon gefragt, was das für ein Prüfungsstil ist. Wenn man den Prüfling so lange Zeit gibt, dann bitte doch auch mit Hilfestellungen (mit entsprechender kleiner negativer Bewertung, weil man Hilfe brauchte, aber immerhin), wenn man eindeutig sieht, dass er strauchelt, anstatt diesen lange irgendwas sagen zu lassen, bis am Ende alles als unbrauchbar abgestempelt wird.

Die zweite Prüfung: Öffentliches Recht. Der Prüfer war der netteste von allen. Der optimale Prüfer fast schon. Dort lief alles in Ordnung, ich gab anständige Antworten. Dachte ich jedenfalls, so wie der Prüfer meine Antworten bejaht hat. Am Ende schien das alles doch nicht gut genug gewesen zu sein. Ich gehe jetzt nicht so weit, dass ich sage, dass die anderen beiden Prüfer diesen super netten Prüfer überstimmt haben in der Notenvergabe, aber meine Endnote kann ich mir nicht zusammenreimen ohne irgendeine Verschwörung (höhö).

Die dritte Prüfung: Strafrecht. Oder besser: Chaos-Prüfung. Ich wurde gefragt, was denn in letzter Zeit so strafrechtlich relevant war. Ich antwortete mit Wullff-Anklage und Uli Hoeneß-Steuerhinterziehung. Ich sollte entscheiden was wir abgeprüft werden sollten. Man könnte es als witzigen Einstieg ansehen, dass ein Prüfling entscheiden soll, aber diese Art ist da schon irritierend gewesen. Ich antwortet mit der Uli Hoeneß Sache, wobei das auch nicht unbedingt Prüfungsstoff gewesen ist. Daher haben wir mit der Wulff-Anklage begonnen. Bei den anderen Prüfern war es so: Nach der Reihe (der erste Prüfer aber trotzdem unangenehmer als der zweite) und geordnet. Beim letzten Prüfer war es ein Hin und Her. Mal hier mal da, wobei sich der Prüfer die Fragen ad hoc selbst kurz (natürlich auch aufgrund jahrerlanger Prüfungserfahrung) einfallen zu lassen schien. Er gab mir eine Frage, ich antwortete, es war falsch oder richtig (manchmal wusste man es einfach nicht), der nächste war dran. Zwei Sekunden hatte ich Zeit, das richtige zu sagen. So kam es mir jedenfalls vor. Er sprang hin und her, hin und her. Auch fragte er mich etwas und ließ das nach meiner Antwort wieder komplett fallen und ging zu einem anderen Thema über. Hier war es wohl so, dass man sich die Zeit nehmen musste und die Antwort hinauszögern sollte, so lange es geht, um gerade mehr als nur eine einfache Antwort zu geben, die vielleicht falsch oder richtig ist. Hauptsache war irgendwie, dass man sich selbst die Zeit nehmen sollte, um zu zeigen, dass man was kann. Das habe ich nicht so schnell begriffen und konnte mich auch überhaupt nicht darauf einstellen. Es hat natürlich auch nicht geholfen, als er mich fragte, was denn „wahrscheinlich“ bedeutet für den hinreichenden Tatverdacht. Ich antwortete mit ,,über 50%“. Er: ,,20%?“ (mit einem in die Runde blickenden, leicht lächelndem Gesicht), ich nochmal ,,50%“, er ,,40%?“, un zum dritten Mal ich mit ,,über 50%“ nur um dann abzuschließen, dass es 51% seien. Ich wusste einfach nicht was dieses Verhalten sollte. Für mich ist das über 50%.

Falls ich das auch noch gar nicht erwähnt habe: Ich bin schlecht in mündlichen Prüfungen. Das bezeugt auch schon meine mündliche Abiprüfung.

Insgesamt wusste man nur in der letzten Prüfung nicht immer, ob man überhaupt was gutes gesagt hatte oder nicht. In der ersten war ich nicht so gut und der Prüfer hat einfach kein bisschen geholfen. Das zweite Prüfungsgespräch war in Ordung (dachte ich) und das dritte war chaotisch. Am Ende kam ein mageres Ergebnis heraus. Begründung: Ich habe nicht systematisch genug gearbeitet.

Das war schon häufiger mein Problem. Das bestreite ich auch gar nicht. Vieles lag an mir, dass ich nicht mein Wunschergebnis erreicht habe. Dennoch sehe ich auch einige Schuld bei den Prüfern bzw. dem System, in dem man Glück haben muss, um nette Prüfer zu erwischen. Ich war in anderen Prüfungen am Zuhören und dort habe ich Benotungen mitbekommen, die mich daran glauben ließen, dass ich das auch konnte, zumal ich manche Kandidaten auch kannte und wusste, dass ich genau so, wenn nicht auch teilweise besser war als sie. Jammerei auf mittlerem Niveau wahrscheinlich. Ich habe bestanden, darüber kann ich auch froh sein. Nur glaube ich, dass ich mit anderen Prüfern etwas besser zurecht gekommen wäre und eine bessere Note erreicht hätte. Prüfer, die einem auch Hilfestellungen geben und Chancen geben, um sein Können zu zeigen, soweit es auf Anhieb nicht klappt. Vielleicht ja beim nächsten Mal.

8 Gedanken zu „Meine mündliche Prüfung

  1. Mist.

    Kenne ich aber. Ich bin auch wesentlich besser, als ich später in den mündlichen Prüfungen (bisher nur Abschlussprüfung in der Ausbildung und eben Abi) zeigen konnte. SEHR ärgerlich.
    Aber eben: nächstes Mal kann es besser werden 🙂

    1. Danke =)
      Ja, man muss einfach manchmal noch Glück haben, wenn es in den Momenten einfach nicht klappt. Aber die mündlichen Prüfungen sind halt schon immer ein Dorn in meinem Leben gewesen =/

    1. Das wird mir sicherlich noch als einschneidendes Erlebnis in meinem Gedächtnis bleiben, keine Sorge 😀
      Das schlimme ist eigentlich, dass es sich mit der Zeit eigentlich gebessert hat mit den Prüfern (laut Protokollen und eigenem Zuhören von Prüfungen), aber so ist das halt.
      So schlimm sind die Menschen aber auch nicht – haben auch hörbar laut in ihren geheimen Besprechungen gelacht und sonst auch mal ein Lachen hervorgebracht in der Prüfung (zwar irritierend manchmal, aber immerhin).

  2. Oh, das hört sich wahrlich stressig an. Aber Flo hat Recht. Auch im „wahren Leben“ wird es immer mal so Situationen geben. Sei es im normalen Gespräch, bei Präsentationen, mit Klienten oder vor Gericht. Kann man leider nicht vorhersagen, doch mit der Zeit kommt die Erfahrung. Und es liest sich ja so, als hättest du zumindest einiges daraus mitnehmen können.

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